Netze und Protokolle

Ein Netz verstehen wir zunächst als ein sehr allgemeines Konzept.

Definition: Netz und Protokoll

Ein Netz...

  • verbindet mindestens zwei Parteien und ermöglicht...
  • die Kommunikation zwischen ihnen.
  • Die Kommunikation erfolgt geordnet, gemäß eines sogenannten Protokolls.

Das für ein Netz vereinbarte Protokoll sind die Regeln, nach denen wer was wann wie sagen darf.

Bei einem Unterrichtsgespräch werden in einem Klassenraum akustische Signale ausgetauscht, nämlich Redebeiträge. Aber nicht alle sprechen wild durcheinander. Um die Kommunikation überhaupt erst zu ermöglichen, wird ein (ungeschriebenes) Protokoll eingehalten:

  • Bei der ersten Begegnung wird signalisiert, dass man sich gegenseitig wahrgenommen hat (Begrüßung).
  • Moderation typischerweise durch Lehrer/in
  • Wer längere Zeit aufzeigt, kommt irgendwann garantiert zum Zug.
  • Wer spricht, dem wird nicht ins Wort gefallen.
  • Wer spricht, sollte irgendwann auch zum Ende kommen.
  • ...
  • Bevor der Unterricht endet, wird signalisiert, dass die Kommunikation beendet ist (Verabschiedung).

Streng genommen gibt es im Klassenraum neben dem Hauptkanal noch weitere Seitenkanäle, die z.B. für die Kommunikation zwischen Tischnachbarn genutzt werden. Da die Kanäle parallel laufen und sich nicht stören (im idealen Fall...), stellt jeder Kanal ein eigenes Netz dar. Ein Kommunkationsteilnehmer kann also gleichzeitig an mehreren Netzen teilnehmen.

Die Topologie (altgriech. τόπος, „Ort“) eines Netzes beschreibt die Verbindungen zwischen den Parteien.

  • Hier gibt es drei Netze.
  • Alle Schüler/innen $S_1, ..., S_n$ und Lehrer/in $L$ sind verbunden im schwarzen „Unterrichtsgespräch“-Netz.
  • Die Schüler $S_4, S_5, S_6$ sind verbunden im blauen „Tischnachbarn“-Netz.
  • Die Schüler $S_2, S_3$ sind verbunden im roten „Tischnachbarn“-Netz.
  • Alle Verbindungen sind bidirektional, d.h. es kann gesendet und empfangen werden.

  • Hier gibt es ein Netz.
  • Jedes Kind $K_i$ ist mit Vorgänger $K_{i-1}$ und Nachfolger $K_{i+1}$ verbunden im schwarzen „Stille Post“-Netz.
  • Alle Verbindungen sind unidirektional, d.h. es wird nur in eine Richtung kommuniziert. Die Richtungen werden durch die Pfeilspitzen angezeigt.

Wähle zwei Netze aus der folgenden Liste. Beschreibe die beiden Netze sowie das ihnen zugrunde liegende Protokoll hinsichtlich der untenstehenden Aspekte.

  • Plenarsaal des Deutschen Bundestags
  • „Stille Post“
  • Fernschach
  • Zeitungsverleger und Zeitungsleserschaft
  • Organe im menschlichen Körper
  • Whatsapp-Gruppe
  • Getränkeausschank an der Theke in einem britischen Pub
Aspekte des Netzes
  1. Welche Parteien kommunizieren?
  2. Was ist das Medium, also über welchen Träger bestehen die Verbindungen? (Ton, Licht, Post, ...)
  3. Was ist eine Nachricht? (Lichtsignal, Redebeitrag, ...)
  4. Sind alle Parteien direkt miteinander verbunden oder sind manche Parteien nur indirekt miteinander verbunden (also über mehrere „Ecken“)?
  5. Ist jede Partei sowohl Sender als auch Empfänger, oder gibt es Parteien, die nur Nachrichten empfangen oder nur Nachrichten senden können?
  6. Ist die Parteienzusammensetzung statisch (festbleibend) oder dynamisch (sich verändernd)?
  7. Zeichne eine typische Topologie.
Aspekte des Protokolls
  1. Haben alle Parteien dieselbe Funktion oder gibt es verschiedene Funktionen?
  2. Gibt es Nachrichten, welche die Kommunikation einläuten und ausläuten?
  3. Was passiert, wenn sich eine Partei nicht an das Protokoll hält? Bricht die Kommunikation zusammen oder kann sie „gerettet“ werden? Falls ja, wie? Fals nein, warum nicht?
  4. Beschreibe, in welche Typen sich die Nachrichten untergliedern lassen.
  5. Beschreibe ein Beispiel einer typischen Sequenz von Nachrichten, die dem Protokoll entspricht.
  6. Beschreibe ein Beispiel einer untypischen Sequenz von Nachrichten, in der eine Partei das Protokoll verletzt, und beschreibe, wie die anderen Parteien reagieren.